Geschichte
Die älteste Hatzfelder Kirche ist die romanische Emmauskapelle aus dem 12. Jahrhundert. Sie war das Gotteshaus der wüstgewordenen Siedlung Nieder-Hatzfeld und ist das älteste Gebäude des kleinen Ederstädtchens. Schon um 1310 und 1332 werden Pfarrer und Priester von Hatzfeld genannt. Die heutige Stadtkirche St.Johannes entstand dagegen erst im 14.Jahrhundert. Das genaue Baujahr ist nicht bekannt. Die Emmauskapelle wird in einer Urkunde von 1379 die "Alte Kirche" genannt.
Das heißt, dass damals die Stadtkirche schon errichtet gewesen sein muss. Die Hatzfelder Grafen hatten sie im Stil einer gotischen Fachwerkkirche auf halber Höhe des Burgberges errichtet. Hatzfeld selbst war im Jahr 1340 mit Stadtrechten bedacht worden. Die Stadtkirche dürfte bereits einen "Vorläufer" gehabt haben, denn sie wurde auf den Grundmauern einer älteren Steinkapelle errichtet. Über die Entstehung der heutigen Fachwerkkirche lassen sich allerdings keine exakten Angaben machen. 1459 wird die erste Glocke für die St.-Johannes-Kirche von "Meister Albert von Eversberch" hergestellt. Man nimmt an, dass zu dieser Zeit der Spitzhelmturm der Kirche schon vorhanden war.
Zu ihren Sehenswürdigkeiten zählt ein sehr schönes spätgotisches Kruzifix, das den Altarraum der Stadtkirche mit spätgotischem Kruzifixraum schmückt. Es ist ein Werk von hoher künstlerischer Qualität, das um die Mitte des 15.Jahrhunderts anzusetzen ist. An den vier Enden des Kreuzes sind die Evangelistensymbole angebracht. Vor der Reformation bestanden im Inneren der Kirche ein Sebastiansaltar im Chorraum und in einer Ecke neben der Kanzel ein Johannesaltar. Nach 1526 hielt in Hatzfeld die Reformation Einzug, die St. Johannes-Kirche wurde lutherisch. 1531 wird sie als "Stadtkapelle von Hatzfeld" erwähnt.
Das kunsthistorisch interessante Taufbecken hat vermutlich zuerst als Weihwasser-Behälter, später dann als Opferstock gedient. Seine Entstehung ist schwer zu datieren. Zu Beginn des 17.Jahrhunderts war Hatzfeld calvinistisch-reformiert, wurde aber 1624 wieder lutherisch. Es könnte im 16.Jahrhundert entstanden sein. Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Kirche -wie auch die Stadt Hatzfeld- durch die Schweden stark in Mitleidenschaft gezogen. Graf Melchior von Hatzfeld, der Nachfolger Wallensteins als Oberkommandierender der kaiserlichen Truppen, stellte sich 1636 mit seinen Soldaten den Schweden entgegen.
Es kam zu schweren Kämpfen. Dabei wurde die Kirche durch schwedische Übergriffe schwer beschädigt. Es dauerte Jahrzehnte bis sie wieder aufgebaut war. Der Holzpfeiler zum Altarraum trägt die Jahreszahl 1676 ein Hinweis darauf, dass erst nach 40 Jahren die Restaurierungsarbeiten abgeschlossen waren. Seit 1636 sind auch die Kirchenbücher erhalten. Im gleichen Jahr entstand eine Erinnerungstafel für die neun verstorbenen Söhne des Grafen Georg Anton, Herr von Hatzfeld, und seiner Frau. Offenbar sind die Kinder einer Pest-Epedemie zum Opfer gefallen.
Die Tafel befindet sich heute im hinteren Aufgang der Kirche. Davor, an der Wand zum Altar, ist der einzige noch erhaltene Grabstein der neun Kinder eingefügt. Er trägt die Inschrift: "Ao·1636·D·4·Juli ist imHerrn entschlafen der Edle Heinrich Leo, seines Alters IO'Jahre'8 Monate'4 Tage 'Off 12·V·l1. Sie haben überwunden durch des Lammes Blut und durch das Wort ilues Zeugnisses und haben das Leben nicht geliebt bis an den Todt."1636 und 1664 erhielt die Kirche die zweite und dritte Glokke und 1706 die historische Rindt-Orgel, . die älteste noch klingende Orgel Nordhessens. Sie steht seit 1870 in der Emmauskapelle und ist mit ihrem reich verzierten barocken Orgelprospekt ein überaus sehens- und hörenswertes Instrument.
Die Stadtkirche mußte 1787/88 infolge größerer Sturmschäden gründlich restauriert. Bei der Einrichtung der Innenausstat tung entstanden dabei die farbenfrohen Apostel- und Evangelistenbilder sowie wunderschöne Blumenmuster an der Empore, die heute noch das Bild der Kirche bereichern.Das Portal geht ebenfalls auf das Jahr 1787 zurück. 1958 wurde die dritte Renovierung des Gotteshauses vorgenommen. Es wurde mit einern Gestühl, einer neuen Orgel, sowie einem neuen Altar, der die Form eines Tisches hat, ausgestattet. Ebenfalls entstanden sechs neue Bildfenster im Chor von E. Klonk aus Marburg. Folgende Motive aus der Bibel sind dargestellt: Der Judaskuß, die Kreuzigung, die Auferstehung, das Abendmahl, die Geschichte vorn verlorenen Sohn und das Gleichnis vorn Pharisäer und Zöllner. 1974 bis 1978 erfolgte eine weitere gründliche Renovierung mit Trockenlegung und Anbau zur Bergseite, dem Einbau einer Fußbodenheizung, einer neuen Verschieferung, sowie der Neugestaltung der Außenanlagen mit der Erstellung eines Parkplatzes, des Jugendhauses neben der Kirche und der Fertigung eines neuen Treppenaufganges.